Familienschätze gibt es wohl in jedem Haushalt. Es sind Schätze, die einen grossen ideellen Wert darstellen. Was für einen weiten Weg haben diese Schätze wohl hinter sich und was haben sie wohl schon alles erlebt?
Da sind die Teekanne, der Tortenheber und die Likörgläser aus Silber. Sie stammen vom Opa meines Mannes. Er Josef, und seine Frau Christine, bekamen diese zur Hochzeit 1910 in Lemberg. Lemberg heisst heute Lwow und liegt in der Ukraine. Damals war es eine grosse österreichische Garnisonsstadt. Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Familie flüchten und zog nach Krakau. In Krakau blieben diese Schätze bis Ende des Zweiten Weltkrieges. Nach dem Krieg nahm Tante Elly diese "Silberschätze" mit in ihre neue Heimat nach Österreich.
Ich frage mich, was bewegt einen Menschen, solche Dinge auf die Flucht mitzunehmen. Pro Person durfte man nur 50 kg Gepäck mitnehmen. Ich denke, es war der ideelle Wert. Sie bekam diese Dinge zur Hochzeit von ihrem Vater. Diese Wertsachen befanden sich in Bregenz bis zum Tod der Tante. Die bisher letzte Reise für Teekanne und co. folgte nach Deutschland zu uns. Wir sind froh, diese Schätze nun in unserer Familie zu haben, und diese mal weitergeben zu können. Leider fehlt von der Teekanne das Stövchen. Bis jetzt bin ich noch nicht fündig geworden. Es soll ja passen. Danke Tante Elly, für diese Schätzchen.
Die Teekanne ziert ein schönes Monogramm, das nun unser "Familienmonogramm" ist.
Meine Grosstante hat uns etwas ganz besonderes hinterlassen. Ein Uhrband, und ein grosses Kochbuch.
Das Uhrband ist aus Menschenhaar geflochten. Ich habe gelesen, dass es bis Anfang des 20. Jhdts. Brauch war, selbst ein Band vom eigenen Haar zu flechten - um den persönlichen Bezug zu wahren - und dann zu verschenken. Auf diese Weise fanden die Haare von lebenden oder auch verstorbenen Familienangehörigen ihren festen Platz als Erinnerungsbouquet unter einem Glassturz .
Das Kochbuch von meiner "Scharrer Tante" ist ein wahrlicher Schatz. Es ist schon hundert Jahre alt. Darin findet man ausser tollen Koch- und Backrezepten auch einen Speiseplan für jeden Tag eines Jahres, Anleitungen zum Tischdecken ( siehe unten)und Anleitungen zum Falten von Servietten. Wenn jemand interessiert ist, kann ich ja hin und wieder mal welche in den Blog stellen.
Ganz was kurioses fand ich auch in diesem Buch. Da findet man neben israelischen Rezepten auch Rezepte für die Zubereitung von tropischen Gerichten (z. b. jungen Störchen). Die Krankenkost ist auch nicht zu verachten. Und welche Küchengeräte damals in einen Haushalt gehörten, kann man auch nachlesen.

Anleitung für einen schön gedeckten Tisch.

Meine Scharrer-Tante hat mir folgendes in mein Poesie-Album geschrieben:
Bewahre das Herz
und die Seele rein,
dann ist um Dich,
stets Sonnenschein.
Ist der Spruch nicht wunderschön? Ich denke gerne an meine "Scharrer-Tante", die leider schon sehr lange bei den Engelein ist. Sie war immer eine sehr "feine Dame", zumindest ist sie so in meiner kindlichen Erinnerung geblieben.
Eine schöne Woche mit viel Sonnenschein wünscht Euch allen
heidi